Hinterprex - Lauenstein
Etappe 01
Etappe: 01
Start: 05.09.1993
Ende: 11.09.1993
Distanz: 72,5 km
Orte: Hinterprex,
Gutenfürst,
Hirschberg,
Blankenstein,
Nordalben,
Geschwenda-Lauenstein
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Das Kennenlernen

Es war der 2. Juli 1990, den man als den Beginn einer Freundschaft bezeichnen kann. Am Morgen des 2. Juli 1990 kam ein Wessi in das Amtsgericht in Werdau, um wegen einer Restitutionsangelegenheit beim Nachlassgericht zu recherchieren. Er klopfte an die Tür im Erdgeschoss des Gerichtsgebäudes und wurde beschieden, noch etwas zu warten. Eine ältere Dame erschien und klopfte an. Die gleiche Stimme, die gleiche Weisung. Bei dem Wessi kam ein etwas mulmiges Gefühl auf. Das erste Mal im Leben in der DDR mit einer Behörde der DDR. Das Gefühl war schon etwas flau. Die Tür öffnete sich und der Sachbearbeiter fragte, wer als erster gekommen sei. Der Wessi erhob und meldete sich. Da sagte der Sachbearbeiter: "Sie kommen aus dem Westen, Sie können noch etwas warten. Bei der Frau muss ich nur einen Erbschein aufnehmen. Das dauert nicht lange. Ich muss mit Ihnen sprechen. Sie warten solange."

Die erste verbale Wessi-Ossi-Erfahrung.

Es ergab sich ein informell interessantes, offenes Gespräch. Am Ende stand die Frage nach dem Quartier, die der Wessi verneinte. Es folgte daraufhin die Einladung, bei dem Ossi zu übernachten. Die erste Nacht war auf der Wohnzimmercouch einer Erdgeschosswohnung in Zwickau in der Moritzstrasse.

So begann die Bekanntschaft, die Zusammenarbeit und die Freundschaft.

Die Wanderung

Irgendwann im Jahre 1992/1993 haben sich der Wessi und der Ossi entschlossen, der Ossi Amadeus THOMAS, inzwischen Notar in Werdau/Sachsen, der Wessi Günther BÖHN, Notar in Hainburg/Hessen, zum Zeichen der Verbindung von Ost und West, die ehemalige Demarkationslinie/innerdeutsche Grenze auf dem Kolonnenweg abzulaufen, und zwar von dem Dreieck Sachsen/Tschechien/Bayern (Hinterprex) bis zur Ostsee.

Im Oktober 1992 begann der Marsch in Etappen.

Es war ein regnerischer Tag. Wir fuhren so nah wie möglich an das Dreiländereck heran. Beobachtet wurden wir vom Bundesgrenzschutz, ganz argwöhnisch. Ein Mercedes so abseits an der Grenze? Was geschieht hier? Wird hier geschmuggelt?

Das Kreuz mit dem Stahlhelm stand am Beginn der Wanderung. Die Ehefrauen entfernten sich wieder mit dem Fahrzeug und so fing der Weg durch die Republik an.

Die Wegestrecken waren zunächst geplant. Anhand des (noch dürftigen) Kartenmaterials wurde das jeweilige Tagesziel abgesteckt und das Fahrzeugkommando (Marketenderinnen = Ehefrauen) wurde zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einer bestimmten Stelle im Vertrauen auf die kalkulierte Wegeleistung bestellt. Es funktionierte auch, leidlich bis gut.

Es kam zunächst das Funktelefon mit dem C-Netz zum Einsatz. Wir versprachen uns hier-von eine Erleichterung. Neben dem Proviant, den wir mitführen mussten, weil es ja keine Versorgungsmöglichkeiten auf der Strecke gab, schleppten wir zeitweise ein 5 Kilo schweres C-Netz Funkgerät mit. Es funktionierte nicht immer. Die Funklöcher im Frankenwald waren ganz schön groß. Der Kontakt klappte jedoch halbwegs.

Je nach Fähigkeit und Tageskonstitution schafften wir im Schnitt zwischen ca. 12 bis zu 25 Kilometer am Tag.

Höchstleistung: 31 Kilometer

Quartier und Wanderung

Am Anfang hatten wir uns eine Woche für die Wanderung vorgenommen. Wir bezogen täglich ein neues Quartier. Es zeigte sich aber, dass dies doch nicht die beste Lösung war.

Wir sind dann dazu übergegangen, von einem Quartier aus mehrere Tage zu wandern. Das Quartier musste daher günstig zwischen den Etappen liegen.

Mit zwei Wandertagen kommt man auch nicht so weit. Da ist man nicht so zufrieden. Des-halb sind wir später 3 und 4 Tage gewandert. Da freut man sich über die geschafften Kilome-ter und sieht den Erfolg auf der Landkarte.

Marschverpflegung

Der Tagesablauf begann mit dem Wecken. Wir bemühten uns, immer möglichst früh auf die Stecke zu kommen. Die 1. Frühstückspause wurde möglichst in den Tag geschoben. Der 1. Abschnitt ist immer der längste Abschnitt gewesen, da schaffte man die meisten Kilometer.

Marschverpflegung war notwendig. für jeden gab es 2 Doppelschnitten mit Käse uns Salami, zubereitet von Günther, und 2 Äpfel. Daneben gab es, je nach Jahreszeit Kaffee, Tee, Wasser und Apfelsaftschorle, alles kam in den Rucksack, getragen von Günther.

Wir hatten morgens das gleiche Startgewicht, Amadeus mit Fernglas, Günther mit Proviant-rucksack. Am Ende des Tages war Günther im Vorteil, da sich ja das Gewicht des Ruck-sacks mit dem Proviant vermindert hatte.

Kleine Plattenkunde

Auf der Tour waren natürlich auch die unterschiedlichsten Platten festzustellen.

Die Platten sind 3 m lang, 99 cm breit und 15 cm stark.

Die ältesten Platten sind Vollplatten gewesen und hatten 2 Ösen, an denen sie zum Verle-gen aufgehängt wurden. Dies war offensichtlich nicht so praktisch, denn die Platte musste beim Ablegen schwanken.

Dann gab es Vollplatten mit 4 Ösen. Diese waren offensichtlich auch nicht besonders prak-tisch. Das einschwingen und zu recht drücken bei dem legen war wegen der 4 Fixpunkte auch schwierig.

Dann gab es Vollplatten mit 3 Ösen; an einer Seite 1 Öse und an der anderen Seite 2 Ösen. Durch diese 3-Fix-Punkte ließen sich diese Platten besser verlegen.

Die Platten waren trotzdem zu schwer. Danach kamen die Lochplatten.

Die ersten Lochplatten hatten in 3 Reihen 7 Löcher.

Die späteren und endgültigen Lochplatten hatten dann in 4 Reihen 7 Löcher und waren deshalb noch leichter.

Der Nachteil bei den Lochplatten ist, dass man, wenn der Bereich der Löcher nicht durch Regen aufgeschwemmt wurde, leicht umknickt. Auch können Bäume und Strauchwerk he-rauswachsen. Deshalb ist hohes Schuhwerk mit breiten Sohlen, damit es den Knöcheln Halt gibt, zu empfehlen.

Man staune, auch nach der Wende wurden Platten mit 3 Reihen Löchern noch für landwirtschaftliche Wege produziert und neu verlegt.

Bundeswehr-Trabi und -Wartburg

Bei dem 1. Abschnitt wurde noch viel der Grenzanlagen demontiert. Die Bundeswehr war dabei. Und was sahen wir auf dem Kolonnenweg? Da stand ein Trabi-Cabrio-Kübelwagen mit Bundeswehrkennzeichen. Und dann fuhr auch noch ein Wartburg mit Bundeswehr-kennzeichen auf dem Kolonnenweg.

1. Tour - C-Netz-Zeiten

Wir hatten uns verabredet an einer Straße, die den Kolonnenweg überquerte. Das Fahrzeug-kommando versuchte, an diese Stelle zu kommen. Dabei kamen sie 3 x an einer Baustelle und an einem Polizisten vorbei, der dort den Verkehr regelte. Als sie das 3. Mal vorbeikamen, und wieder nach dem Weg fragten, schaute er ganz entsetzt (und schüttelte wohl noch mehr den Kopf.
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